Sexualtherapie

Die menschliche Sexualität ist ein sehr
komplexer Bereich, in den viele Faktoren hinein-
spielen. So hat jeder Mensch das Bedürfnis
nach Gefühlen von Akzeptanz, Zugehörigkeit,
Geborgenheit, Vertrauen und Nähe. Das optimale
Erleben solcher Gefühle bietet der intime
Körperkontakt. Auf diese Weise können Menschen
sich wechselseitig ihre guten Gefühle ausdrücken –
Berührungen sprechen für sich selbst.

  Wolfgang Waesch, 2001

 

Durch das gemeinsame Erleben von sexueller Lust wird dieses Erleben noch intensiviert und die Bindung zweier Menschen gestärkt. Neben der lustorientierten Dimension steht also gleichberechtigt die beziehungsfestigende Funktion von Sexualität.
Daneben gibt es ein Zusammenspiel von biologisch-körperlichen, psychischen und kulturellen Faktoren, die es erschweren eine klare Grenze zwischen ungestörter, „normaler“ und gestörter Sexualität zu ziehen.
Damit rückt nicht nur das sexuelle Symptom eines der Partner in den Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit, sondern auch die partnerschaftliche Beziehung. Therapieziel ist damit nicht allein die Wiederherstellung einer funktionierenden Sexualität, sondern die Beziehungszufriedenheit für beide Partner.

Vorübergehende sexuelle Probleme sind häufig. Von einer sexuellen Störung kann man nur sprechen, wenn diese Probleme länger anhalten und mit einem inneren Leidensdruck und/oder partnerschaftlichen Schwierigkeiten einhergehen.
Kommt es bei einem Paar zu einer sog. sexuellen Funktionsstörungen - das kann zum Beispiel eine Erektionsstörung des Mannes oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bei der Frau sein – so verunsichert dies in der Regel beide Partner. Und dies ist unabhängig davon, ob auch von einer organischen Ursache ausgegangen werden kann. Beide Partner tendieren dann dahin intimen Körperkontakt zu vermeiden und das Sprechen über eigenen sexuelle Bedürfnisse und Befürchtungen fällt zunehmend schwerer.
Das verringert dann aber nicht nur die gemeinsame sexuelle Lust, sondern vermindert auch eine wesentliche Quelle der partnerschaftlichen Geborgenheit.

Deshalb ist es sinnvoll, das – wenn möglich – auch beide Partner an der Sexualtherapie teilnehmen.